Patient mit akutem Koronarsyndrom

Vor Nitro nach Potenz fragen!

Medical Tribune Bericht

BAD ORB – Schwere Angina pectoris, akutes Koronarsyndrom, Herzinfarkt: Klar gehört hier Nitro-Gabe unbedingt zu den Erstmaßnahmen. Doch es gibt dabei auch ein paar Regeln zu beachten.

Wo genau muss Nitro denn appliziert werden? Diese Frage von Dr. Friedel Rohr, Allgemein- und Notfallmediziner aus Framersheim, konnten auf der Practica alle Kollegen, aber nicht alle Helferinnen beantworten: „Unter die Zunge natürlich.“ Dr. Rohr selbst schilderte ein einschlägiges Erlebnis mit einem Zivildienstleistenden. Der forderte einen Angina-pectoris-Patienten in bester Absicht auf: Jetzt bitte mal den Mund aufmachen und tief inhalieren. Dieser Patient erlitt daraufhin den schlimmsten Hustenreiz seines Lebens, so der Referent. Lassen Sie also den Patienten die Zunge heben – falls er das nicht kann, sprühen Sie das Medikament bukkal auf die Wangenschleimhaut.

Weitere mögliche Nitro-Nebenwirkungen sind Kopfschmerzen und kritischer Blutdruckabfall. Und was müssen Sie einen Mann unbedingt vor der Therapie fragen? Richtig: „Haben Sie in den letzten 24 bis 48 Stunden erektionsfördernde Medikamente genommen?“ Wie man weiß, kann es beim Zusammenspiel von Phosphodiesterasehemmern und Nitro zu kritischem Blutdruckabfall bis hin zu Schock oder Tod kommen.

Was viele Kollegen auch nicht wissen: Eine Kontraindikation für Nitro besteht bei akutem Rechtsherzinfarkt. Dieser ist charakterisiert durch ST-Hebungen in II, III und aVF, ST-Senkungen in V3 und V4 sowie gegensinnige ST-Hebungen in V3R und V4R.

Das Wichtigste beim Infarkt

MONA – das Merkwort für dringliche Maßnahmen beim Infarkt.

Morphin

O2

Nitrolingual®

Acetylsalicylsäure

Ansonsten sieht Dr. Rohrs Herzinfarkt-Plan wie folgt aus:

Basismaßnahmen:

Lagerung (Oberkörper hoch)

Notruf

O2-Gabe (mindestens 6 l/min)

RR/Puls-Kontrolle

Monitoring (EKG)

Nitrolingual® 2 Hübe sublingual

venöser Zugang (Braunüle grün oder weiß)

Infusion z.B. 500 ml Sterofundin®

Weitere Medikamente:

Acetylsalicylsäure i.v. 1 Amp.

Morphin 10 mg auf 10 ml NaCl fraktioniert i.v. (evtl. vorher Metoclopramid i.v.)

Midazolam i.v. (1 Amp. 5 mg fraktioniert)

ggf. Metoprolol i.v. 5 mg fraktioniert, Zielfrequenz 50 – 60/min

Enoxaparin 80 mg s.c.

300 mg Clopidogrel oral

MTD, Ausgabe 47 / 2007 S.0, CG