Alzey-Wormser Netzwerk SAPV bietet ambulante Palliativversorgung

10.05.2012 – ALZEY von Kathrin Damwitz

Anna Müller (Name von der Redaktion geändert) hat nicht geglaubt, dass sie als 60-Jährige die Dienste des SAPV-Netzwerkes zur spezialisierten ambulanten Palliativversorgung in Anspruch nehmen müsste. Dieser Zusammenschluss von Ärzten, Pflegern, Sozialstationen und Hospizvereinen kümmert sich auch in Alzey um Patienten in der letzten Lebensphase, deren Erkrankung nicht mehr geheilt werden kann. Es geht um die Linderung von Symptomen und eine Verbesserung der Lebensqualität.

Patientin lehnt Chemotherapie ab
Das ist auch für Anna Müller wichtig, denn nach einer Routineuntersuchung beim Arzt wegen Bauchschmerzen steht bei ihr fest: Die Krebserkrankung, wegen der die Alzeyerin 1995 bereits operiert und behandelt worden war, ist wiedergekehrt. Es haben sich Absiedlungen (Metastasen) im gesamten Körper gebildet. Sie kommt ins DRK-Krankenhaus, wo der betreuende Arzt ihr erklärt, dass keine Behandlung mehr möglich ist, die das Leiden heilen könnte. Eine Chemotherapie lehnt die Patientin wegen der schlechten Erfahrungen, die sie 1995 machte, ab. „Ich möchte nach Hause und dort die letzten Wochen meines Lebens verbringen“, sagt Anna Müller. Sie wird entlassen und daheim von Haus- und Frauenarzt weiter behandelt.
Als sie jedoch unter schlimmsten Schmerzen leidet, weist der Notarzt sie ins DRK-Krankenhaus auf die Palliativstation ein. Dort bekommt sie Infusionen mit Morphium. Unter dem starken Schmerzmittel ist sie beschwerdefrei und darf nach wenigen Tagen wieder heim. Der behandelnde Arzt in der Klinik nimmt Kontakt zu Müllers Hausarzt Dr. Ralf Schneider auf, in enger Abstimmung der Mediziner wird sie in das Programm zur SAPV eingeschrieben. „Die Vorgehensweise bei der Behandlung der Patienten wird im Netzwerk eng abgestimmt“, versichert Schneider. Palliativmediziner, Haus- und Klinikärzte kooperierten mit Pflegefachkräften.
So bekam Anna Müller bereits auf der Station im Krankenhaus eine Schmerzpumpe, mit der sie das Morphium zu Hause dosieren kann. Eine Palliative-Care-Schwester hat Anna Müller genau eingewiesen in die Handhabung. Parallel dazu wurden Pflegehilfsmittel wie ein Pflegebett bestellt.
Als Anna Müller trotz Schmerzpumpe eines Nachts um drei starke Schmerzen bekommt, ruft ihre Tochter die SAPV-Notallnummer an. Palliativ-Care-Schwester Heike von der Sozialstation Alzey hält Rücksprache mit Ralf Schneider, fährt zur Patientin und verändert die Einstellung der Pumpe. Zusätzlich verabreicht sie Anna Müller noch ein beruhigendes Medikament. Zusehends wird Anna Müller in den nächsten Tagen schwächer. Sie stirbt schließlich im Kreis ihrer Familie zu Hause – so, wie sie es sich immer gewünscht hatte. Friedlich, ohne Schmerzen und belastende Symptome konnte sie einschlafen.
Auch im Raum Alzey arbeitet seit Juni 2009 der „Verein zur Förderung der ambulanten Palliativversorgung Rheinhessen/Pfalz“, dem 50 Mitglieder angeschlossen sind, darunter die Kliniken in Worms und die Hospizvereine Alzey und Worms, ebenso Sozialstationen, Palliativmediziner, Apotheken. Sprecher für die Region Alzey ist Dr. Friedel Rohr aus Framersheim.

Wer schwerstkrank ist, wünscht sich häufig, zu Hause sterben zu können. Das Alzey-Wormser Netzwerk SAPV bietet Begleitung in der letzten Lebensphase. Archivfoto: dpa/Jens Wolf

Aritkel siehe auch: http://www.allgemeine-zeitung.de/region/alzey/alzey/11955437.htm

Weiter Infos über die Arbeit des Palliativvereins siehe auch http://www.sapv-rhh-pf.de